Die Chronik unserer Wasserwacht der Jahre 1946 – 1986
Aus einer kleinen Schar zielbewußter Männer und Frauen entstand 1946 eine einsatzbereite Helfergruppe im Dienst am Nächsten, die Wasserwacht des BRK, Ortsgruppe Vilshofen.
Mit großem Eifer widmeten sich die Wasserwachtler Vilshofens der Aufgabe, den Bademeister beim Aufsichtsdienst im städtischen Vilsbad zu unterstützen. Daneben fanden sie noch Zeit, den Kindern das Schwimmen beizubringen und Rettungsschwimmer heranzubilden.
Darüberhinaus bemühten sich die freiwilligen Helfer der Wasserwacht, das Vilsbad für die Badegäste attraktiver zu gestalten. So bauten die Wasserwachtler unter fachmännischer Anleitung und finanzieller Unterstützung zahlreicher Firmen, einen Sprungturm am Freibad, der anläßlich eines von der Wasserwacht organisierten Schwimmfestes am 3.8.1950 seiner Bestimmung übergeben wurde.
1953 erhielt die Wasserwacht ein Rettungsboot, das allerdings noch mit einem Motor und Sitzgelegenheiten ausgestattet werden mußte, ehe es am 18.7.1953 im Rahmen einer feierlichen Taufe zu Wasser gelassen werden konnte.
Bei den Rettungsaktionen während der Hochwasserkatastrophe im Sommer 1954 beteiligten sich 32 Helfer der Wasserwacht in sechs Tagen und Nächten an den Rettungs- und Bergungsarbeiten. 41 Helfer waren beim Eisstoßhochwasser 1956 unermüdlich im Einsatz.
Um eine bessere Überwachung des Vilsbades zu erreichen, war der Bau einer Rettungsstation unbedingt erforderlich. Die aktiven Wasserwachtler widmeten sich mit Feuereifer der Aufgabe, die noch heute am linken Vilsufer gegenüber dem Freibad stehende Rettungsstation mit Beobachtungsturm zu errichten. Bereits im Sommer 1961 konnte dieser Bau anläßlich einer ferierlichen Einweihungszeremonie seiner Bestimmung übergeben werden.
Als 1960/61 die Wiederbelebungsmethode der „Mund-zu-Mund-Beatmung“ aufkam, wurden die Wasserwachtler in dieser Richtung intensiv ausgebildet. Neben dem Besuch von Lehrveranstaltungen wurde auch ein Übungsmodell angeschafft, anhand dessen die Mitglieder der Wasserwacht ausgiebig üben konnten.
1961 tauchte auch erstmals der Gedanke des aktiven Naturschutzes in der Wasserwacht Vilshofen auf. Verschiedene Vorträge sollten die Wasserwachtler diesem Aufgabenbereich zuführen.
Im Sommer 1963 stellten die Vilshofener Wasserwachtler voller Stolz ihr neues Rettungsboot mit dem verpflichtenden Namen „Henri Dunant“ der Öffentlichkeit vor. Bevor das Motorboot jedoch seine feierliche Taufe erhielt, mußte es erst hergerichtet werden. Viele Mitglieder der Wasserwacht opferten wochenlang Stunde um Stunde ihrer Freizeit, um das leistungsfähige Boot auf Hochglanz zu bringen.
Als die Stadt Vilshofen am 13./14. Januar 1968 wieder von einem Hochwasser heimgesucht wurde, bewiesen auch Helfer der Wasserwacht einmal mehr durch ihren unermüdlichen Einsatz ihre stete Bereitschaft zum Dienst am Nächsten.
Dank der Zuschüsse des WW-Kreisverbandes, des Landkreises und zahlreicher Firmenspenden konnte im Sommer 1969 ein neues Rettungsboot angeschafft werden. Die Vilshofener Wasserwachtler hatten damit erstmals ein Rettungsboot, das auch für den Einsatz der Taucher bestens geeignet war. Die Aufsicht auf der Donau, z.B. während des Flughallenfestes, konnte damit ebenfalls effektiver durchgeführt werden.
In Zusammenarbeit mit dem Tierschutzverein Vilshofen startete die Wasserwacht im Frühjahr 1976 im Vollzug des Regierungserlasses vom 17.4.1968 eine Aktion zur Verminderung der Wildschwäne, wobei die Eier aus den Gelegen entnommen werden mußten. Einsätze dieser Art sind bei uns heute leider überflüssig geworden, da die Schwäne über Nacht „verschwunden“ sind.
Immer wieder beteiligte sich die Wasserwacht an den traditionellen internationalen Langstreckenschwimmen in Donau, Salzach und Main. Diese Schwimmen mit Tauchanzug und Schnorchel dienen vor Allem dazu, die Einsatzfähigkeit der Wasserwacht auch im Winter zu gewährleisten.
Zu einem ungewöhnlichen Rettungseinsatz wurde die Tauchergruppe der Wasserwacht von der Stadt Vilshofen im Juni 1983 gerufen. Zu bergen waren Parkuhren, die gewaltsam entwendet, ausgeplündert und dann in die Donau bei Reifziehberg versenkt worden waren. Die Taucher konnten die Parkuhren aus dem ca. 2 Meter tiefen verschlammten Wasser bergen.
Als die Aktion „Saubere Stadt Vilshofen“ erstmals durchgeführt wurde, beteiligte sich auch die Wasserwacht Ortsgruppe Vilshofen. Bei den nunmehr alljährlich stattfindenden Umweltaktionen (Müllräumung, Nistkästen aufstellen, Altpapiersammlungen) waren immer auch die Wasserwachtler mit dabei. Im Frühjahr 1986 formierte sich dann eine ausgebildete Naturschutzgruppe.
Soweit der grobe Querschnitt über die Tätigkeit der Wasserwacht in diesen 40 Jahren – eines blieb bisher unerwähnt: Auch Geselligkeit und Kameradschaft kamen bei der Wasserwacht nie zu kurz.
Alljährlich beteiligt sich die Ortsgruppe Vilshofen am Volksfestausmarsch und Losverkauf des Rot-Kreuz Glückshafens.
Bericht
über den Hochwassereinsatz der
Ortsgruppe Vilshofen
in den Tagen 3. und 4. Februar 1956
Am 3. Februar stauten sich die Treibeismassen bei der Stadt Vilshofen an. Durch die dauernde Unterschiebung der nachdrückenden Eisschollen staute sich die Donau und trat über die Ufer. Der Wasserspiegel der Vils hob sich ebenfalls mit dem Spiegel der Donau, so daß auch die Vils am 3. Februar morgens bereits über die Ufer trat. Am 3. Februar gegen 14.00 Uhr kamen die Eismassen zum Stillstand. Das Wasser stieg laufend weiter und erreichte gegen Abend die ersten Häuser an der Donaulände. Um 21.30 Uhr bewegte sich der Eisstoß nochmals und staute das Wasser noch weiter. Innerhalb von 1 1/2 Stunden stieg der Wasserstand um 80 cm.
Gegen 22.00 Uhr ertönten die Alarmsirenen. Der Wasserstand am Pegel erreichte gegen Mitternacht am 3. Februar 1968 6,75 m und war damit nur um 13 cm niedriger als bei der Katastrophe im Juli 1954. Bereits 5 Minuten nach Ertönen der Alarmsirenen gingen die ersten Wasserwachtmänner in den Einsatz. Verschiedene gefährdete Häuser hatten die Alarmsirenen nicht gehört. Sofort wurden von unseren Männern die Hausbesitzer geweckt. Dann begann die Räumung der gefährdeten Wohnungen. Die Räumung war besonders durch das schnelle Ansteigen des Wassers behindert.
Die Räumung der Wohnungen und Läden usw. wurde von unseren Kameraden teils unter erheblichen Schwierigkeiten durchgeführt. Kamerad Anthuber z.B. konnte durch den sofortigen Einsatz keine Gummistiefel mehr anziehen und arbeitete zwei Stunden bei der Räumung eines Hauses in der Donaulände bis zu den Knien im eisigen Wasser. Trotzdem baute er unter Mithilfe noch eines Kameraden in der Nacht noch einen Notsteg zu den vom Wasser abgeschnittenen Häusern in der Donaulände.
Verschiedene Kameraden arbeiteten bis zum Morgengrauen bei immerhin 15 Grad unter Null in den mit Wasser gefüllten Straßen.
Abteilungsleiter Thurnreiter setzte die einzelnen Kameraden zweckmäßig ein und arbeitete selbst bei den Räumungsarbeiten mit. Den ganzen Samstag (4.2.1956) wurde vom Abteilungsleiter und dessen Kameraden Hauer und Schmalhofer die Versorgung der einzelnen Wohnungen in der Donaugasse, die Beförderung von Personen zu den abgeschnittenen Häusern und der Bau von Notstegen in den einzelnen Hausfluren durchgeführt.
Der technische Leiter Kamerad Hauer mußte die Zille durch dauerndes Waten im Wasser von Haus zu Haus schieben, da sich das Eis auf dem Wasser sich dauernd gegen die vollkommen vereiste Zille widersetzte. Der Untergrund in der Donaugasse war derart vereist, daß sich Hauer mit seinen Stiefeln bewegungsmäßig sehr schwer tat. Trotzdem stand er den ganzen Tag über mit seinen Wasserstiefeln mindestens acht Stunden im eisigen Wasser.
Bei Durchschnittskälte zwischen 10 und 15 Grad arbeiteten die Kameraden unter persönlichem Einsatz und Leitung des Abteilungsleiters ohne Pause und konnten am Samstag Abend ihr gestecktes Ziel erreichen – sämtliche abgeschnittene Häuser waren mit Laufstegen versorgt. Die Bevölkerung konnte durch ihre Hausflure wieder die Häuser verlassen. Sie brauchte dafür nicht mehr über Leitern aus den Fenstern der ersten Stockwerke herunterklettern.
Vom Eingang der Häuser weg wurden die Personen durch unsere Kameraden mit der Zille weiter befördert. In den rückwärtigen Hofräumen wurden erhebliche Mengen von Gütern aus dem Wasser geborgen. Von 11 Mitgliedern der Ortsgruppe Vilshofen wurden 164 Einsatzstunden geleistet.
Der Einsatz war durch dauernde Eisbildung in der überfluteten Donaugasse behindert worden. Motorboote konnten wegen des Eises überhaupt nicht eingesetzt werden.
Die Wasserhöhe schwankte in den Häusern zwischen 0,50 und 1,80 Metern. Der Einsatz wurde auf die überflutete Donaugasse beschränkt, da in der Donaulende und Fischerzeile durch die Packeisbildung ein Bootseinsatz nicht möglich war. Der Mangel an Brettern und Holzböcken machte sich sehr hemmend bei den Arbeiten bemerkbar. Es wurden von den Kameraden insgesamt 12 Wohnungen geräumt.